Brasilien

Unser erstes Ziel in Brasilien war das Pantanal, das Paradies zum Tiere-Beobachten schlechthin. In Campo Grande buchten wir eine Vier-Tages-Tour und wurden mit Bus und Auto zu unserer Poussada, einer Art Farm, die auch Touristen mit angenehmem Komfort aufnimmt. Unser erster Eindruck war sehr positiv, auf dem Bild seht ihr einen Sonnenaufgang, von unserer Schlafhuette aus fotografiert.

Um unser leibliches Wohl kuemmerte sich ein nettes Paerchen, das auch viele Geschichten aus dem Pantanal auf Lager hatte und uns an den Abenden mit spannenden Informationen versorgte. Sehr eindrucksvoll war dieser echte Jaguarschaedel, den sie mal gefunden hatten, leider ohne Fangzaehne, aber trotzdem noch sehr anschaulich, wieviel Kraft in so einer Raubkatze steckt.

Unsere Schlafplaetze bestanden aus zwei Haengematten, eine typisch brasilianische Schlafstaette, die wir hier zum ersten Mal ausprobierten und auch nicht rausfielen. Gegen die kalten Naechte versorgten wir uns mit dicken Decken, die ziemlich fusselten und die wir deshalb “Recycle-Decken” nannen, sie sahen aus wie Altpapier in Deckenformat.

Ein Flyer in der Huette gab uns wertvolle Informationen ueber die im Pantanal vorkommende Tierwelt.Waehrend wir auf unseren guide warteten lernten wir die lateinsichen Namen der meisten Tiere auf diesem Bild auswendig, man sollte seine Zeit ja immer sinnvoll nutzen.

Wir brannten darauf, in den vom Touristen-Buero versprochenen Touren die exotischen Tiere dieses Feuchtgebietes zu entdecken, einen ersten dezenten Hinweis auf die hier in Masssen vorkommenden Wasserschweine (Hydrochoeris hydrochaeris) fanden wir auf der Wiese vor unserer Huette in Form von Kothaufen:

Und so sieht das dazugehoerige Tier aus, das Wasserschwein ist  mit bis zu 60 kg Koerpergewicht das groesste Nagetier der Welt und lebt am und im Wasser. Sie koennen sehr gut schwimmen und tauchen, wie der Name schon sagt; Tagsueber am Flussufer oder in der Nacht haben wir sie oft vor unserem Safari-Auto ueber den Weg spazieren sehen. (5a_Capivara)
Auf unserer Bootstour durch die Wasserkanaele sahen wir sehr viele Vogelarten, auf dem Foto seht ihr den Jaribu (Jaribu mycteria), eine Storchart und das Wappentier des Pantanal.

Mit dem Boot steuerten wir eine ruhige Ecke an, um uns der aufregenden Taetigkeit des Piranha-Angeln hinzugeben. Den ganzen Vormittag sassen wir im Boot und holten einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser.

Zum Piranha-Angeln steckt man ein rohes Fleischstueck an einen Angelhaken, haelt den Haken ein paar Sekunden ins Wasser bis man ein feines Zupfen spuert und reisst dann so schnell es geht die Angel hoch. Haengt ein Fisch am Haken muss man Daumen und Zeigefinger unter die Kiemendeckel schieben, damit einen das kleine gefraessige Kerlchen beim Harkenentfernen nicht beissen kann, was bei den Zaehnen durchaus eine schmerzhafte Angelgenheit werden kann.


Direkt neben unserem Bootsplatz lebt ein kleiner Kaiman, der auch seinen Teil bei der Mittagessen-Produktion haben moechte. Wenn wir einen Piranha gefangen haben, der zu klein fuer uns war, bekam ihn der Kaiman zum verspeisen.

Auf dem naechsten Bild seht ihr den Kaiman und den hinteren Teil des Bootes, wo die gefangengen Fische gelagert wurden. Die Exemplare mit dem gelben Bauch sind Piranhas, der rein silberne Fisch ist eine Sardinha.

Nachdem wir genug Fische fuer unser Mittagessen gefangen hatten, duesten wir mit dem Boot zurueck zur Farm.

Bis zum naechsten Programmpunkt hatten wir ein paar Stunden Zeit, die wir ausgiebig dazu nutzten, im gleichen Kanal, in dem wir die Piranhas gefangen hatten, schwimmen zu gehen. Ein paar Meter weiter rechts neben dem Bildausschnitt leben uebrigends Kaimane, die sich aber bei Annaeherung schnell verziehen und deshalb keine Gefahr darstellen (so wurde und auf unser Nachfragen zumindest versichert...) und die sich sowieso von Fischen und kleinen Wasserschweinen ernaehren, Menschen stehen nicht auf ihrem Speiseplan.


Die exotische Fauna hielt uns weiter auf Trab, auf der Farm gibt es zwei zahme Halsbandpekaris (Pecari tajacu), die gerne gestreichelt werden wollen. Sie sind ca 7 Monate alt und wurden von Mitarbeitern der Farm verlassen im Wald gefunden und mit der Flasche grossgezogen.

Wir wurden auf einen Safári-Pickup verlden und starteten eine Fahrt entlang der Feuchtgebiete. Nach kurzer Zeit blieb das Auto an einer Bruecke haenge und musste repariert werden, wir nutzten die Zeit, um Geier auf einer toten Kuh zu beobachten und zu fotografieren. Grosse Teile des Pantanal werden sechs Monate im Jahr als Rinderweiden genutzt, das andere halbe Jahr steht alles unter Wasser und alle Rinder werden verkauft, sonst wuerden sie in den Wassermassen ertrinken. Wenn die Rinder auf der Weide sterben, werden sie von den unzaehligen Geiern in kuerzester Zeit dem Oekosystem wieder zugefuehrt, weshalb man ueberall Skelette finden kann.

Das Bild zeigt unser liegengebliebenes Auto. Die Bruecken, ueber die man alle paar Meter drueber fahren muss, sind abenteuerliche Konstruktionen, deren Niveau oft ueber dem der restlichen Sandpiste liegt, so ist es nicht verwunderlich, dass die Autos haengenbleiben und sich ihre Fahrgestelle schrotten. Dieses Auto ist ein Ford-Modell und waehrend wir untaetig herumstanden und auf die Weiterfahrt warteten erklaerten wir den anderen Touristen den richtigen Spruch fuer eine nichtdeutsche Automarke: “Ford Fahren, heim laufen”.

wir mussten aber zum Glueck nicht heimlaufen, das waere auch bei einer Entfernung von ca 10km etwas weit gewesen. Die Tour mussten wir diesmal leider abbrechen, es wurde uns aber versprochen, dass wir am naechsten Tag nochmal mitfahren duerfen. Der naechste Morgen brachte neue Abenteuer, der farmeigene Papagei posierte fuer Fotozwecke auf  einem Holzpfosten

und wir machten uns bereit, den Vormittag auf dem Pferderuecken im Wald zu verbringen. Drei Stunden schritten wir durch die Vegetation und bekamen erzaehlt, dass in der Regenzeit die Pferde auf diesem Weg bis zu den Baeuchen im Wasser stehen.

Der wohl exotischste Bewohner des Pantanal ist der Jaguar, der aber nur sehr selten gesehen wird, obwohl er sich regelmaessig Kaelber von den Farmweiden holt. Zum Glueck wird er nicht bejagt, wahrscheinlich weil die Farmbesitzer durch die Touristen, die ins Pantanal zum Tiere-Beobachten kommen, genug Geld zum Ausgleich verdienen. Die Anwesenheit des Jaguars kann man durch zwei Sachen erkennen. Zum einen hoert man ihn des oefteren in der Nacht knurren und jaulen, zum anderen verraten seine Pfotenabdruecke, wo er sich rumgetrieben hat. Auf unserem Pferderitt konnte wir ganz frische Abdruecke im Sand sehen und es glueckte uns eine Aufnahme des besagten Objektes.

Es wurde Zeit fuer unsere Piranhas, da wir sie auf Grund eine Stromausfalles am letzten Abend nicht essen konnten, bekamen wir sie nun zum Mittagessen. Kurz gesagt: Einfach nur koestlich! Piranha schmeckt ganz anders als alle anderen Fische, die wir jemals gegessen haben und wir haben alle Exemplare bis aufs Letzte abgenagt (genauso wie die Viecher das mit ihren Opfern tun;-)), die Kiefer haben wir zwecks Andenken herauspraepariert.


Mit der Anglerbeute im Magen starteten wir erneut die Safari. Diesmal hatten wir mehr Glueck und das Auto tat seinen Dienst. Damit man einen Eindruck davon bekommt, wieviele Kaimane das Pantanal besiedeln, hier ein Foto von einem Wasserloch mit seinen Bewohnern. Leider sind die Echsen sehr scheu und wenn man etwas naeher rangeht verschwinden alle direkt im Wasser. Baden ist in solchen Tuempeln eher keine gute Idee, aber das hat bestimmt auch noch nie jemand ausprobiert.

Eine Riesenotter-Familie (Pteronura brasiliensis) huepfte vor unseren Augen von einem Gewaesser ins naechste, sogar unser Guide war ganz begeistert, weil man selten eine ganze Familie so nah und deutlich zu Gesicht bekommt.

Der letzte Tag im Pantanal brach an und wir machten einen kleinen abschliessenden Spaziergang durch ein Waldstueck. Auf der Grasflaeche vor dem Wald erspaehte der Guide ein Guerteltier, das sich mit dem Kopf voran in trockenem Gras vergraben hatte, wir erwischten es aber doch mit der Kamera.

 

Nach soviel Natur wollten wir etwas staedtische Kultur erleben, so steuerten wir São Paulo an. Unser erstes Besichtigungsziel war der Zôo, unser zweites das legendere “Instituto Butantan”. Dort werden Seren gegen viele Arten von Tiergiften (Skorpione, Spinnen, Schlangen) aber auch gegen Diphtherie, Tollwut und Tetanus hergestellt und verkauft.


Eine sehr gute Ausstellung hauptsaechlich von lebenden Schlangen und einigen Echsen rundete den Besuch ab.


Auf diesem Foto sieht man die Anlage, in der in frueheren Jahren die Schlangen fuer die Giftgewinnung gehalten wurden, heutzutage befinden sich alle Probentiere in abgeschlossenen Laboren und die Anlage wird als Gehege fuer einige Schau-Schlangen genutzt.

 

Die Stadt São Paulo beeindruckt einen mit ihrem unendlichen Haeusermeer. Da Haueser an sich eher langweilige Fotoobjekte sind, zeigen wir euch hier ein Spezial-São-Paulo-Bild: Am unteren Bildrand sieht man die Haeuser und oben drueber fliegt ein Helikopter. Wir haben nachgefragt, warum soviele Hubschrauber ueber der Stadt fliegen und die ueberaschende Antwort war: sie sind normale Transportmittel! Die Reichen der Stadt lassen sich ueber alle Staus und rote Ampeln hinweg auf diese Art und Weise von einem Punkt der Stadt zum anderen bringen.

Auch mit Gruenguertel im Vordergrund macht sich die Stadt ganz nett auf Fotos.

Bei einem Parkspaziergang war ein Gaensepaerchen von Adrianes knisternder Plastiktuete angetan und folgten ihr im Gaensemarsch.

São Paulo hat ein sehr schoenes Stadtzentrum mit alten Hausern und grossen Kirchen. Hier sieht man die Kathedrale

und hier den Platz, an dem São Paulo 1554 gegruendet wurde.

Unser Zuhause war ebenso exklusiv wie die Stadt, wir wohnten in einem kleinen Wolkenkratzer mit Namen “Manhattan´s Home”.

Auf dessen Dach gibt es einen kleinen Swimming Pool mit traumhaftem Blick ueber die Stadt


Wir machten einen Eintagesausflug in den Norden von São Paulo nach Campos do Jordão einem kleinen Staedtchen im europaeischen Stil, das eingebettet in einem Araukarienwald liegt. Im dortigen Supermarkt fanden wir aus Deutschland importiertes Schwarzbrot, das wir uns zur Feier des Tages goennten. Wir mussten einige Kilometer lang ein gutes Plaetzchen mit Blick auf schoene Araukarien suchen, erst dann konnten wir mit gutem Gewissen anfangen zu essen.

Araukarien wollten wir schon in Chile sehen, dort hat es leider nicht geklappt, umso gluecklicher waren wir nun, als wir durch den Wald spazieren und die Schoeneit dieser Baeume bewundern konnten.


Zurueck in São Paulo besuchten wir zum Abschluss einen Friedhof, auf dem es verschiede Abschnitte fuer die verschiedenen Religionen gibt, in einem konnten wir Graeber von juedischen und evangelischen Mischehen finden. São Paulo ist durch die zahlreichen Einwanderungswellen aus Staaten aus aller Welt eine sehr multikulturelle Stadt geworden, was man im Strasssenbild an den verschiedenen Hautfarben und eben auf den Friedhoefen an Namen und Religionen erkennen kann.

Wir verliessen São Paulo gen Norden Richtung Goiânia. Von dort ausmachten wir einen Tagesausflug nach Goiás Velho, einem Weltkulturerbe-Staedtchen mit bunten Haeuserfassaden und einer eigenartigen Tradition. In der Woche vor Ostern findet eine grosse Prozession statt, in der die Menschen in bunten Kutten und mit einer interessanten Kopfbedeckung fackelntragend durch die Strassen ziehen um ¨nach Jesus¨ zu suchen. Da die Bewohner sehr stolz auf diese Tradition sind, kann man ueberall Kunstartikel zu diesem Thema finden.


Zum Thema Naturprodukte machten wir ebenfalls neue Erfahrungen, wir fanden einen Baumwoll-Strauch mit Baumwolle

und einen Cajú-Baum. An ihm waechst die Caju-Frucht, deren Stil der uns wohlbekannte Cashew-Kern ist, in São Palo hatten wir den Saft dieser Frucht getrunken.

Landschaftsmaessig befanden wir uns in der Serra Dourada, einer eher trockenen Gegend, in der Nandus (Rhea americana) und Seriemas (Cariama cristata) leben.

Autos fahren hier in Brasilien oft mit Alkohol, der aus Zuckerrohr gewonnen wird und billiger als normales Benzin ist.

 

Wir statteten Brasília, der Hauptstadt Brasiliens, einen kurzen Besuch ab. Am Ufer eines kuenstlich angelegten Sees am Rande der Stadt findet man viele Braeute, die aus Ermangelung anderer schoener Landschaften oder Orte einen einzigen Platz benutzen, um Hochzeitsfotos zu machen.

In unserem Zuhause bei Daniela, einer sehr netten Studentin, bekamen wir die Moeglichkeit, Caju zu essen, was wir natuerlich auch fotographisch festhalten mussten.

in Brasília selbst gibt es nicht besonders viel zu sehen, einzig die Regierungsgebaeude und der Platz davor hat einige architektonisch kuriose Gebilde zu bieten. Hier seht ihr uns vor der Kathedrale mit Daniela, unserer Gastgeberin,

und das Innere der Kirche.

Dadurch, dass Brasilia komplett auf dem Papier erdacht wurde, konnte man der Stadt jede beliebige Form geben. Man entschied sich fuer eine Flugzeugform, die Schnauze des Flugzeuges schaut dabei in Richtung des Sees und die beiden Fluegel recht und links sind Wohn- und Einkaufsgebiete.

Das letzte Bild aus Brasília zeigt uns vor dem Kongressgebaeude, in dem die Regierung die neuen Gesetzte plant und das riesige Land steuert. Wir hatten eine Fuehrung im Inneren des Gebaeudes, die aber leider auf Potugisisch war, weshalb wir nichts verstanden haben.

Wir setzten zum grossen Sprung in den Norden von Brasilien an, mit dem Bus fuhren wir 36 Stunden lang nach Belém, das an einem der vielen Flussarme im Muendungsdelta des Amazonas gelegen ist. Auf der Fahrt kamen wir an vielen Braenden vorbei und auch in den Nachrichten hoerten wir von gewaltigen Braenden, die ausser Kontrolle geraten sind und ganze Landstriche verwuesteten. Leider muss man sagen, dass die meisten, wenn nicht sogar alle Braende von Menschen gelegt wurden, um die Asche der verbrannten Vegetation als Duenger zu nutzen.

 

Belém ist eine nette kleine Stadt mit vielen Hafenanlagen und bunt zusammengewuerfelten Hauesern.




Am Sonntag erwischten wir ein Volksfest mit viel Tanz und Musik. In einem Kulturhaus konnten wir traditionelle Musikinstrumente und ihren Gebrauch beobachten sowie Taenzern beim Tanz des “Capoeira”, des alten und beruehmten von schwarzen Sklaven erfundenen Kampftanzes zuschauen.


Draussen auf der Buehne ging es ebenfalls hoch her, zu fetzigen Rhytmen liessen diese Jungs und Maedels die Buehne erbeben.

selbstegamchter Schmuck aller Art ist in Brasilien ein vielgehandeltes Gut, ueberall findet man Strassenverkaeufer mit den abenteurlichsten Sachen im Angebot. Auf dem Foto werden Ohrringe zum Kaufen angeboten.

Hier sieht man Leute, die junge Hunde zum Verkauf angebieten und das bunte Treiben des Festes.


Von unserem Zuhause aus sieht Belém so aus, gerade zieht ein heftiges Tropengewitter ueber die Stadt hinweg.

Es gibt in der Stadt auch einen Zoo mit Flora und Fauna vom Amazonas. Viele auf dem Gelaende frei herumlaufende Tiere fordern den Besucher auf, genau hinzuschauen. Die Victoria amazônica, eine Riesenseerosenart, kann sich natuerlich nicht verstecken,

Iguana iguana huscht dafuer schnell von einem Baum zum anderen.

Dieser Totenkopfaffe (Saimiri sciureus) hat es sich auf einer Bananenstaude gemuetlich gemacht,

die Schildkroten verteilten sich strategisch guenstig auf Holzplanken und Steinufern.

Als Besonderheit gibt es ein Manati (Trichechus inunguis), das in freier Wildbahn nur sehr schwer zu entdecken ist.

Dieser riesiege Baum war schon vormehr als 150 Jahren bei der Gruendungn dieses Parkes vorhanden. An diesem Exemplar wurde von einem Botaniker diese Art bestimmt und beschrieben, d.h. dieser Baum ist ein Holotyp. Man beachte, dass Ute unten rechts in der Ecke als Groessenvergleich fungiert.

 

Amazonas-Kreuzfahrt

Noch am Abend des selben Tages starteten wir unsere langersehnte Amazonas-¨Kreuzfahrt¨ (unserem Budget entsprechend waehlten wir Haengemattenplaetze) im Hafen von Belém. Das Ziel sollte Santarém sein, wo der mit Huminstoffen angereicherte und deshalb dunkelgefaerbte Fluss Tapajós in den helleren schlammfarbenen Amazonas muendet. Das Spektakulaere dabei ist, dass die beiden Stroeme in zwei verschiedenen Farben eine Weile nebeneinanderher fliessen.
Doch zunaechst hatten wir ein Problem: Wir wussten nicht, dass wir eine eigene Haengematte haetten mitbringen muessen, wir betraten das Boot also zunaechst ohne Schlafmoeglichkeit fuer die naechsten drei Naechte. Das Boot wurde mit Tonnen von Zwiebeln fuer Manaus und Santarem beladen, aber die Zeit reichte nicht mehr fuer uns aus, irgendwo Haengematten zu besorgen. Gluecklicherweise hatte Douglas, der Kapitaen, noch zwei Haengematten uebrig; es stellte sich heraus, dass wir nicht die ersten Touristen ohne Haengematten gewesen waren. Mit Douglas wurden wir gute Freunde, er holte uns waehrend der ganzen Fahrt ueber jedesmal zum Essen ab. Vom ersten Abend an begannen wir uebrigens mit der Prophylaxe gegen Malaria, wie uns der Tropenarzt in Trier empfohlen hatte. Etwas merkwuerdig war das schon, weil wir uns in der Trockenzeit befanden und nach langem Suchen eine einzige Muecke entdecken konnten. Alle Leute, die wir nach dem Risiko von Malaria fragten, winkten ab und meinten, das waere ueberhaupt kein Problem in dieser Gegend und zu dieser Zeit. Wir konnten das einfach nicht glauben und nahmen deshalb unsere Prophylaxe, aber in Santarém bekamen wir starken Durchfall und setzten kurzerhand die Prophylaxe ab, weil sie sowieos nicht haette wirken koenen.



Waehrend der Fahrt genossen wir die Aussicht aufs Flussufer und bekamen einige Eindruecke, die wir euch auch gerne mitteilen wollen. Z.B. ist Tropenholz sehr beliebt, wir fuhren immer wieder an Stellen vorbei, wo intensiv Holz verladen wurde.

Am Flussufer wohnen auch Menschen, so gibt es bettelnde Menschen, die in kleinen Booten angepaddelt kommen und um eine Gabe bitten. Passagiere unseres Schiffes hatten ihre grosse Freude daran, ihnen in Plastiktueten verpackte Geschenke oder Nahrungsmittel zuzuwerfen.



Manchmal fuhren wir an Dschungel-Fabriken vorbei, deren Herstellungsprodukt nicht ganz offensichtlich war, in diesem Falle koennte es vielleicht die Verarbeitung von Gummi gewesen sein.

Auch auf diesem Foto sieht man wieder die kleinen Bettelboote. Was wir auch sahen, waren Delphine. Eine Art, Inias geoffrensis geoffrensis, gehoert zur Familie der Flussdelphine, lebt aussschliesslich im Suesswasser und hat eine rosa-farbene Hautfarbe. Die andere Art Sotalia fluviatilis fluviatilis gehoert zur Familie der echten Delphine und lebt sowohl im Salz- als auch im Suesswasser. Sie erkennt man an der dunklen Hautfaerbung.
Brasilianer sind ein sehr ungezwungenes lebhaftes und froehliches Volk, sie nutzten sogar das Deck zum Forró-tanzen bei Sonnenuntergang.


Die Tonnen von Zwiebeln wurden bereits erwaehnt, hier noch ein Foto dazu:

Im Inneren des Schiffes gab es eine Amazonas-Karte, hier zeigt Adriane gerade auf Santarém, unseren Zielort.

Das ein oder andere Mal steuerten wir einen kleinen Hafen an.

Unser Schlafraum befand sich im offenen Unterdeck. Die sanitaeren Einrichtungen nutzten wir dort mit Amazonas-Flusswasser und geschlafen wurde in Haengematten. Weil der Platz bestmoeglichst ausgenutzt wurde, war der einzelne Schlafplatz trotzden sehr eng, obwohl jeder seine eigene Haengematte hatte.



Mit dem Kapitaen assen wir immer zusammen,

deshalb waren wir auch bestens ueber alle Geschehnisse an Bord informiert. Unser Boot fuhr z.B. langsamer und wir wussten aus erster Hand, dass einer der zwei Motoren Wasser zog und wir deshalb nur von einem Motor angetrieben wurden. Am dritten Tag kam ein Schiff aus Santarém mit einem Mechaniker an Bord, der waehrend der Fahrt unseren zweiten Motor reparierte. Dieses Schiff ist das gleiche wie unseres,

der Mechaniker wusste, was zu tun war. Noch in der selben Nacht erreichten wir Santarém und checkten in einem Hotel ein.
Am folgenden Morgen blickten wir aus dem Fenster und konnten schon die beiden verschiedenfarbigen Wasserstroeme erkennen,

auf einem Postkartenbild ist dies viel deutlicher zu erkennen.

Wir hatten schon den ersten September, es brach die brasilianische Unabhaengikeitswoche an, in der die Unabhangikeit von Portugal im Jahr 1822 gefeirt wird. In Santarém trafen wir deshalb schon bei unserem ersten Stadtrundgang am Morgen auf einige Paraden.






Im Weiterlaufen bemerkten wir unzaehlige Geschaefte und Marktstaende. Santarém ist im Umkreis von hunderten von Kilometern die einzige grosse Stadt inmitten von nahezu Nichts, deshalb spielt sich hier neben Manaus wahrscheinlich das groesste Handelsgeschehen am Amazonas ueberhaupt ab. Hier ist uebrigens auch ein sehr guter Platz, um Haengematten einzukaufen.

Gegen Nachmittag starteten wir eine kleine Tour mit einem Motorboetchen auf dem Zwei-Farben-Fluss, hier ein Paar Eindruecke davon:




Am naechsten Tag fuheren wir mit dem Bus nach Alter do Chão, einer Insel, die einer in der Karibik gelegenen gleichen koennte. Dort angekommen betraten wir zunaechst einen Laden, in dem die Handarbeit indigener Staemme zum Verkauf angeboten wurde. Interessante Prodkukte waren z.B. Jagdspeere, kultige Masken und extrem riesige Ohrenpfloecke.




Alter do Chão, die Insel selbst, wird am Wochenenden von vielen Einheimischen aufgesucht, in kleinen Booten wird man vom Festland aus ruebertransportiert.

Da gerade Wochenende war, trafen wir auf viele Einheimische,

aber auch auf Schmuckverkauefer, die ihre Handarbeit an die Erholungssuchenden verkaufen wollen. Dieser hier ist Hip

und das ist sein Angebot.

Sein Halsschmuck besteht aus Makaramé-Arbeit mit eingefassten Kaimanzaehnen. Einige junge Leute gruendeten einen Stuhl-Trinke-Kreis im Wasser,

Adriane geniesst hier ihr kuehles Bierchen am Strand.

Der neue Monat war ja bereits angefangen und so langsam ging uns das Bargeld aus. Wir wollten noch den tropischen Primaerwald besuchen, dafuer galt es, eine Erlaubnis zu bekommen und unsere Unterkunft hatten wir auch noch nicht bezahlt. Beim Erreichen des nahegelegenen Geldinstitutes traf uns allerdings beinahe der Schlag. Seht selbst auf dem Foto,

nicht sichtbar ist dabei, dass die Menschenschlange um das Gebauede herum fortgefuehrt wurde. Wir haben unser Bargeld dann bei einer anderen Bank bekommen.
Jetzt waren wir schon drei Tage in Santarém und dachten ueber die Rueckfahrt nach. Wir wollten wieder eine ¨Kreuzfahrt¨ machen, fuer die Haengemattenplaetze hatten wir uns diesmal auch Haengematten gekauft. Wir liefen also zum Hafen, um die Bootstickets zu kaufen. Auf dem Weg dahin kamen wir an Booten vorbei,

einem Mann der vier Bierkaesten gleichzeitig tragen konnte

und einem Bananenlaster.

Am Hafen selbst stellte sich dann heraus, dass das naechste Schiff zurueck nach Belém erst nach drei weiteren Tagen aufbrechen wuerde, das war uns zu spaet. Resigniert wanderten wir den ganzen Weg wieder zurueck und dachten darueber nach, aus Santarém auszufliegen. Dabei kamen wir an einer oeffentlichen Fahrzeug-Waschgelegenheit vorbei.

Wir hatten und letztendlich so organisiert, dass wir am naechsten Tag noch eine Wanderung im tropischen Primaerwald machen und danach mit dem Flugzeug zurueckfliegen.

 

Expedition Tropischer Primaerwald
Am folgenden Morgen liefen wir zum Touristen-Buero um unsere Wanderung in den tropischen Primaerwald zu starten. Auf dem Weg dorthin kamen streiften wir eine Telefonzelle in Papageineformat, (sowas hatten wir bisher auch noch nicht gesehen).

Dann fuhren wir auch schon mit unserem englischsprachigen Fremdenfuehrer ins FLONA (Floresta Nacional do Tapajòs). Waehrend der Fahrt stoppten wir kurz an einer Tafel, die zeigt, wie weit weg wir gerade von allen anderen Metropolen entfernt waren.

Im Primaerwald angekommen, holten wir zuerst unseren lokalen Guide ab, in dessen Wohnhuette eine grosse haarige Vogelspinne sass. In voller Freude, dass das Tier sogar sehr fotogen die Vorderbeine anhob (Drohgebaerde), meinte Ute ein sehr schoenes Foto von der Vogelspinne machen zu koennen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Die Spinne sprang (!) und erschreckte Ute derart (sie verlor die Spinne zunaechst aus ihrem Gesichtsfeld (hilfe, wo war sie?)) dass sie beinahe die Kamera fallen liess. Ein Foto gelang ihr spaeter doch.

Natuerlich war das nicht die einzige Spinne, vor dem Haus befanden sich unzaehlige weitere Spinnenbauten

und im Wald selbst kamen diese grossen Exemplare in der Hauefigkeit von Wolfsspinnen in einem deutschen Laubwald vor. Und das Beste: Wir trugen nur Flipp-Flopp_Sandalen an unseren Fuessen.
In Folge zeigen wir euch Eindruecke aus dem Amazonischen Primaer-Tropenwald. Dieser Baum ist ein Individuum der stark geschuetzten “Brazil-Nut”, uns bekannt als Paranuss.

Hier seht ihr auf einem Foto gleichzeitig ein Termiten- und ein Ameisennest. Das Ameisennest ist das hintere, schwarze und das Termitennest das vorne rechts am Baum.

Dies ist ein Gummibaum, der fluessige Gummi wird gewonnen, indem Streifen in die Rinde geritzt werden, damit der Gummi dann in eine Richtung abfliesst.


Ein Blick nach oben zu den Baumkronen sieht so aus:

Im Primaerwald sind bis zu 400Jahre alte Baeume, die entsprechend gross sind. Auf der Rindenoberflaeche dieses Baumes befindet sich eine Termitenstrasse,

wir haben uns auch mal vor ihm ablichten lassen.

Seine Blaetter sind allerdings in dieser Groesse:

und wir trafen natuerlich auf weitere Spinnen.


Wir fanden einen Kakao-Baum,

eine Pflanze, aus deren Fruechte Lippenstift hergestellt wird,

eine wilde Passionsblume,

einen toten Kaefer,

eine Latex-Pflanze,

eine Eidechse,

ein “art”-zugerichtetes Blatt

und einen Eisenholzbaum,

dessen Holz so hart ist, dass nicht einmal ein Nagel einfach hineingeschlagen werden kann.

Eine Besonderheit war auch eine Baumart, aus der modrig duftendes Oel auslaeuft, wenn man ein Loch hineinbohrt.


Des Weiteren fanden wir immer wieder die Eingaenge von Zikadenbauten,

Baumfeigen

und Lianen (Ute wusste gar nicht, dass sie mit Tarzan zusammen unterwegs war;-)), aber auch wieder Spinnen

(diese hier sieht aus wie ein Frosch, soll auch noch hochgiftig sein), aber auch den Kuhbaum.


Sein Pflanzensaft ist trinkbar und weiss wie Kuhmilch, schmeckt aber ganz anders.
Ploetzlich sahen wir von weitem einen amerikanischen Endemiten, den Fettschwalm, einen Eulenvogel, der kein Nest baut. Er legt seine Eier einfach auf den Waldboden.

Bei Weitergehen kamen wir an riesigen Baumpilzen vorbei

und ploetzlich mussten wir richtig aufpassen. Wir liefen doch in Flipp-Flopp-Sandalen herum. Nun passierten wir die Bauten von riesigen Ameisen, durch deren Saeure einem komplette Gliedmassen dick anschwellen und man Fieber bekommt.


Dann fanden wir eine Spinne, die einer Spinnenart aus dem Regenwald von Borneo stark aehnelte,

eine riesige Gallwespe

und eine Ingwerbluete.

Stilecht hatten wir eine Machete dabei, die auch mal geschwungen wurde.


Auf dem Rueckweg begegnete uns ein junges Exemplar einer potentiellen Harpye (auf dem Baum),

dann war der Waldspaziergang auch schon zuende.
Bis das Flugzeug abhob, was uns nach Belém zurueckbringen sollte, hatten wir noch 12 Stunden Zeit. Deshalb gesellten wir uns mit unseren neuen Haengematten zu den ebenfalls in Haengematten wartenden Taxifahrern unter ein gemeinsames Dach und erholten uns.

In Belém angekommen besorgten wir uns sofort die Bustickets fuehr die Weiterfahrt noch am selbigen Tag Richtung Salvador. Die folgenden 36 Stunden verbrachen wir schon wieder auf der Strasse und fuer kurze Momente auf irgend welchen Raststaetten, wie diese Papageien.

In Salvador kamen wir morgens um drei Uhr an, zusammen mit Teilnehmern von einem Skateboard-Kontest und einem israelischen Tourist warteten wir bis die ersten Linienbusse starteten.

In Salvador wohnen wir in einem Haus direkt am Meer. Hier kommen Blicke aus der Haustuer: