Bangladesh - Bericht | ||
Completely
occupied – very busy in Dhaka Am Abend erreichten wir die indisch-bangladeschiche Grenze, wobei unsere Verpflegung aus einem Gift-Pack bestand ![]() wir haben es trotzdem ueberlebt. Diverse ausgefuellte indische Formulare spaeter ueberquerten wir die Grenze, um anschliessend im naechsten Office diverse bangladeschische Dokumente auszufuellen. Als es zum Abstempeln der Paesse kam, fiel das Licht aus. Kurzerhand lieh Ute dem zustaendigen Beamten ihre Stirnlampe, sodass unter viel Gelaechter und amuesierten Blicken unsere Weiterreise in dieses unbekannte Land amtlich erlaubt wurde. ![]() Den Weg ab der Grenze legten wir in einem bangladeschischen Bus zurueck, der um einiges bequemer war als der auf indischer Seite. Ob das ein gutes Vorzeichen war? Da in Deutschland Bangladesh in der Presse nur auftaucht, wenn dort mal wieder eine Faehre untergegangen ist, ueberquerten wir stilecht einen breiten Fluss per Faehre, kamen aber ohne Probleme auf der anderen Seite an. Gegen Mitternacht erreichten wir Dhaka, wo wir die Nacht bei Mr. Mohas Familie verbrachten. Ein sehr gutes, von Mohas Frau zubereitetes Nachtmahl erwartete uns. Wir waren ueberrascht, wie stark sich das Essen in Bangladesch von indischem Essen unterscheidet. Am naechsten Morgen gingen wir mit der ganzen Familie und noch ein paar anderen Familienmitgliedern zum Kinderarzt, da eine Kampagne zur Polio-Bekaempfung in der Stadt lief und jeder seine Kinder zum Impfen brachte. ![]() Am Nachmittag gingen wir mit Moha, Hossein und Shiplu zu einem riesigen Einkaufszenter, aber es entpuppte sich als relativ langeweilig, da das Angebot nicht sehr vielfaeltig war. ![]() Einzig die Aussicht vom Dach des Hauses ueber grosse Teile der Stadt machte den Besuch zu einem lohnenden Ausflug. ![]() Am fruehen Abend besuchten wir das kleine Reisebuero von Moha und Co. Diverse Leute kamen nach und nach dazu, bis eine lustige Truppe beisammensass und sich die neusten Neuigkeiten erzaehlte. ![]() Wir haben nicht ganz durchgeblickt, was da jetzt im einzelnen ablief, aber wir wurden herzlich empfangen, allen Leuten vorgestellt und mit leckerem Essen und Getraenken versorgt. Am Abend zogen wir mit unserem ganzen Zeug zu Hosseins Haus. Am zweiten Tag begruesste uns ein leckeres Fruehstueck. Hier wird viel mit Nudeln gekocht und es gibt auch Teigtaschen, die aehnlich wie Fruehlingsrollen schmecken.Anschliessend radelten wir in einer Fahrrad-Rikscha zum Zoo, der aber leider geschlossen hatte. Hier im muslimischen Land ist zwar der Freitag der Feiertag, aber nichtdestotrotz sind ein paar Einrichtungen am Sonntag geschlossen. Da der botanische Garten direkt daneben lag, besuchten wir eben ihn. ![]() ![]() ![]() Ein paar schoene Ecken fanden wir dort, unter anderem durften wir einen fast vertrockneten Teich (hat lange nicht mehr geregnet in Bangladesh, da wir in der Trockenzeit da waren) mit leider nicht bluehenden Lotusblumen bewundern. Der Park grenzt unmittelbar an einen breiten Fluss, auf dem wir uns fuer ungefaehr eine halbe Stunde mit einem dieser typischen schmalen und flachen Boote herumpaddeln liessen. ![]() Sehr entspannend. ![]() ![]() Am Abend besichtigten wir das Parlamentsgebaeude, leider nur von aussen, da gerade die politische Rige zusammensass und so keine Besucher erlaubt waren. ![]() Fuer die Weltreise hatten wir uns vorgenommen, in jedem Land ein T-Shirt zu kaufen, so liefen wir weiter zu einem Textilien-Markt, wo wir fuer jeweils einen Dollar zwei Shirts kauften. Das war das erste Mal in unserem Leben, dass wir ein T-Shirt fuer den Herstellungs-Preis gekauft hatten. Made in Bangladesh, bought in Bangladesh, echt faszinierend. Der naechste Tag begann wie so oft mit Sachenpacken und quer durch die Stadt fahren. Als wir auf der Strasse auf ein Taxi warteten, blieben um uns herum alle Rickshawfahrer stehen, um uns eingehend zu betrachten, wir kamen uns vor, wie im Zoo. ![]() Unser naechstes Ziel war Hosseins Buero, das angeschlossen an eine Art Garage ist, wo Autos zum Verkauf angeboten werden. Hier hatten wir Internet und Ute versuchte tapfer, Bilder fuer die Homepage hochzuladen, aber die Verbindung war einfach zu langsam, es hat nicht funktioniert. Auf der Strasse vor dem Buero war eine Buehne aufgebaut, um die sich im Laufe des Vormittags wahre Menschenmassen versammelten. Da Anfang des Jahres 2007 Wahlen stattfinden, waren wir mitten im Wahlkampf in Dhaka gelandet. Ueberall waren politische Versammlungen, Demonstarationen und Massenauflaeufe und wir waren mitten drin. Da man nicht fuer unsere Sicherheit garantieren konnte, wenn das Buero weiterhin geoeffnet haette, mussten wir alles stehen und liegen lassen und fast fluchtartig den Laden verlassen. Die grossen Rucksaecke mussten wir ebenfalls dort lassen, nur unser kleines daypack war mit dem noetigsten fuer die naechste Nacht gefuellt. Gegen den Strom schwimmend, es strebten ja alle Leute zu dieser Buehne hin, nur wir wollten in dei andere Richtung, machten wir in einem kleinen Restaurant fuer einen vegetarishcen Burger Halt und fuhren anschliessend dur Redaktion der zweitgroessten Zeitung von Dhaka. Da wir fast nur mit Jornalisten unterwegs waren, wurden wir kurzerhand fuer ein Interview eingeplant. Zuerst machten wir eine Runde durch die verschiedenen Redaktions-Bueros, ![]() wobei wir den Jornalisten nicht die Haende schuetteln durften, da sie Muslime waren und es deshalb verboten bzw nicht ueblich ist, dass Maenner und Frauen sich in der Oeffentichkeit beruehren. Das war schon ein komisches Gefuehl, zum einen wusste man nicht, wohin mit den Haenden, zum anderen fuehlte man sich etwas abgewiesen. Das Interview brachten wir gut ueber die Buehne, wir wurden von drei Frauen befragt, die in willkuerlicher Reihenfolge und ohne Zusammenhang fragen an uns stellten, die wir so gut es ging beantworteten. Das war nicht immer so einfach, weil sie unsere Eindruecke von der Gesellschaft, Kultur und der Rolle der Frau in Bangladesh wissen wollten, da wir aber erst drei Tage in diesem Land waren, konnten wir dazu nicht soviel sagen. ![]() Nach dem wir die Redaktion wieder verlassen hatten, wurden wir zu unzaehligen Verwandten und Freunden geschleppt und dort vorgestellt. Mit uns konnte man richtig gut angeben, von allen Seiten wurden wir bestaunt, mit Essen versorgt und ueber alles Moegliche ausgefragt. Die Nacht verbrachten wir im Dorf, wo Shiplu wohnt, etwas ausserhalb der Stadt. Ein sehr schoenes Plaetzchen, wo wir natuerlich ebenfalls die absolute Attraktion waren. Am naechsten Morgen stand das halbe Dorf vor unserem Zimmer und bestaunte uns. ![]() ![]() Zum Fruehstueck wurden uns Toastscheiben bestrichen mit Schokocreme gereicht. Am fruehen Vormittag startete unser Tagesprogramm mit einer Bootsfahrt, da wir wieder in die Stadt zurueck mussten, die auf der anderen Seite des Flusses liegt. Duzende schmale und wendige Boote fungierten als Mini-Faehren und sausten mit ihren Passagieren oder sonstigen Frachten zwischen den grossen Schiffen von einem Ufer zum anderen. ![]() ![]() Unser erstes Ziel war das Stadtmuseum, in dem unterschiedliche Exponate der bangladeschichen Geschichte, Kunst und Kultur ausgestellt waren. ![]() Vor dem Gebaeude trafen wir Bangladesch's beruehmtesten Vorlkssaenger, der uns spontan zum Tee einlud und uns ein Staendchen sang. ![]() Weiter ging es zur Citibank, da wir fuer Myanmar unbedingt Dollar brauchten. Leider konnten wir dort kein Geld bekommen, aber schon bei der vierten Bank bzw. ATM konnten wir Taka, die bangladeschiche Waehrung, abheben. So liefen wir einen halben Tag mit 80.000 Taka in der Tasche herum, das sind umgerechnet mehr als 1.000 Dollar. Zum Glueck hatten wir unsere Bodygards dabei... Desweiteren besuchten wir das Kriegsmuseum, wo wir eine Ausstellung ueber den Genozid pakistanischer Truppen an der Bevoelkerung von Bangladesch 1971 anschauten. Es begann schon dunkel zu werden und wir hatten immer noch keine Dollar in der Tasche, so wurden wir etwas ungeduldig. Aber da das bangladeschische Lieblingswort "no problem" ist, machten wir einen kurzen Abstecher zu Verwandten, Freunden usw. und zum Gelaende der Universitaet, ![]() bevor wir zu unserer unendlichen Freude eine Bank aufsuchten und endlich, endlich Dollars in den Haenden hielten. Welch eine Erleichterung. ![]() In Bangladesh herumzureisen ist ein schwieriges, wenn nicht sogar kaum durchfuehrbares Unterfangen. Da wir nur so kurz in Bangladesch bleiben konnten, wollten wir gerne wenigstens fuer ein oder zwei Tage aufs Land fahren, um auch mal diese Seite des Landes und der Bevoelkerung erkunden zu koennen. So erklaerte sich Atik, ebenfalls ein Journalist, bereit, mit uns ein paar Freunde auf dem Land zu besuchen. Zuerst jedoch war es unabdingbar, dass wir fuer spaetestens Samstag, den zweiten Dezember, einen Flug nach Bangkok buchen mussten. Am Sonntag waren grosse Demonstrationen angesagt und es waere fuer uns zu gefaehrlich gewesen, weiter im Land zu verweilen. Nach einigem Aufwand inklusive Durchqueren der ganzen Stadt auf voellig verstopften Strassen hileten wir unsere Flugtickets in den Haenden. Mittlerweile war es schon Nachmittag geworden, aber wir quaelten uns durch den Verkehr zum Fluss und bestiegen eine Faehre, auf deren Deck sitzend wir die Landschaft stromaufwaerts an uns vorbeiziehen liessen. ![]() Im Dunkeln kamen wir im Dorf an, besuchten drei Familien, unter anderem einen Freiheitskaempfer aus dem Jahr 1971 (der mit dem gruenen Tuch) ![]() und sanken erschoepft auf unserem Bett zusammen, nachdem wir mit viel Muehe alle Leute aus unserem Zimmer verscheuchen konnten. ![]() Am naechsten Morgen spielten wir Rattenfaenger von Hameln als wir durch das Dorf liefen, uns die Gegend ansahen und uns in langen Schlangen die Kinder und sonstigen Bewohner des Dorfes folgten. ![]() ![]() ![]() ![]() Zwei Schulen besuchten wir auch und wieder kamen wir uns wir so oft auf unserer Reise wie im Freilichtmuseum vor. Mit dem noetigsten ausgestattet wirkten die Klassenzimmer nicht sehr einladend, aber hauptsache, die Kinder lernen dort etwas. In der Maedchenschule nutzten wir die Chance, uns mit den Lehrern zu unterhalten und schauten uns schauten uns einen Stapel Klassenarbeiten in “Geheimschrift” an (Bangali konnten wir natuerlich nicht lessen). ![]() ![]() ![]() ![]() Mit der Faehre ging es wieder zurueck in die Stadt, der Aufenthalt auf dem Land war viel zu kurz, aber unser Tag war straff organisiert, schliesslich mussten wir noch diversen Leuten vorgestellt werden. Am Abend waren wir auf eine Hochzeit eingeladen, so wurden wir zur Feier des Tages in unsere Sarees geworfen (wir wuerden ja gerne sagen: wir haben uns in unsere Sarees geworfen, aber so viele Frauen stuerzten sich auf uns, um uns einzukleinen, dass wir eher wie Schaufensterpuppen angezogen wurden). Das Ergebnis liess sich sehen, wir sahen echt toll aus. Die Hochzeitsfeier selbst entpuppte sich als nicht so prunkvoll, wie wir sie uns vorgestellt haben, aber einen Einblick in bangladeschische Hochzeitszeremonien konnten wir gewinnen. Der letzte Tag in Dhaka brach an, die Bangladescher wollten uns garnicht gehen lassen und auch wir verliessen dieses Land mit seinen fantastischen Menschen nur ungern, aber es zog uns weiter und wir mussten auch unseren Plan einhalten, den ganzen Dezember in Myanmar zu verbringen, damit wir Anfang Januar in Thailand in der Universitaet unser Praktikum anfangen koennen. Nach einem letzten leckeren Essen bestiegen wir das Flugzeug, dass uns nach Bangkok brachte. Die Menschen in Bangladesch sind wirklich ausserordentlich freundlich, hilfsbereit und nett. Wir haben die Zeit dort sehr genossen, auch wenn wir komplett verplant waren und von einer Famile zur naechsten verfrachtet wurden. Obwohl wir dort nur eine Woche waren, gaben uns die Menschen, mit denen wir unterwegs waren und die wir kennenlernten, einen guten Einblick in das Land und die Mentalitaet seiner Bewohner. Wir sind froh, dass wir diese Land besucht haben, das fuer die meisten Europaerer und auch darueber hinaus fuer viele Nicht-Bangladescher ein schwarzer Fleck auf der Landkarte ist. Auch war dies unser erstes moslemisches Land, das wir besucht haben. Wir haben uns die ganze Zeit sehr sicher gefuehlt, da wir nie alleine auf den Strassen unterwegs waren. Wie wir es an anderer Stelle schon haben anklingen lassen, ist es nicht unbedingt empfehlenswert, alleine als Auslaender im Land herumreisen. Ausserhalb von Wahlkampfzeiten ist es zwar nicht direkt gefaehrlich, aber es koennen nur so wenige Leute Englisch, dass eine Verstaendigung sehr erschwert ist und das Reisen muehsam machen wuerde. Sehr oft haben wir den Leuten gesagt, wie wichtig es ist, dass die Kinder und Jugendlichen Englisch lernen, damit eine Oeffnung des Landes zum Rest der Welt moeglich wird. Montag, 15.
Januar 2007
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