Argentinien

Nach 50 Stunden im Bus kamen wir in Buenos Aires an. Der Busbahnhof lag kilometerweit ausserhalb der Stadt, so bestiegen wir einen Zug und fuhren zu einem Stadtteil von Buenos Aires namens Once. Dort liessen wir uns fuers erste in einem kleinen Hotel nieder und trafen uns noch am gleichen Abend mit Samol, in dessen Haus wir in Dhaka, Bangladesch, gewohnt hatten und den wir schon zum vierten Mal wiedersahen. Am naechsten Morgen starteten wir unsere Stadtbesichtigung, zu deren Anfang wir das erste Mal die omnipraesenten Dogsitter sahen, die mit bewsundernswerter Akrobatik alle ihre Schuetzlinge mehr oder weniger unter Kontrolle haben.

Es ging weiter ins Hafenviertel, die Hochhausmeile in Buenos Aires.


Immer wieder findet man ueberraschend Gruenguertel, so auch hier, und zwar in Form einer kleinen Flussaue in unmittelbarer Naehe zum Hafenviertel. Wir tankten etwas frische Luft, beruhigten unsere Augen mit viel Gruenzeug

und machten uns anschliessend auf den Weg nach La Boca, einem beruehmtes Stadtviertel der Stadt. Aus LaBoca kommt der famose Fussballspieler Maradonna und in den Strassen sieht man oft die Farben des dortigen Fussballclubs. Fuer Touristen ist der interessanteste Teil des Viertels “Caminito” wo bunt angestrichene Haeuser von der Praesenz der sich dort in vergangenen Zeiten angesiedelten Italiener Zeugnis abgeben. Die kleine Strasse ist eine der Ursprungsorte des Tango in Buenos Aires und dementsprechend gibt es viele Souvenirs mit Tangomotiven.


Von dort aus wollten wir eigentlich zur Plaza del Mayo gehen, wo das Regierungsgebaeude steht, nach einigen Minuten wurden wir aber von Einheimischen gestoppt, die uns deutlich machten, das wir nicht weiter gehen koennen, weil das Viertel, in dem wir uns befanden, fuer Touristen aeusserst gefaehrlich war. Stattdessen brachte man uns in eine Polizeistation, dort wurde ein Taxi fuer uns gerufen und wir wurden aus dem Gefahrengebiet “ausgeflogen”. Durch solche Aktionen merkt man immer wieder, dass in suedamerikanischen Staedten nur wirkliche Touristenviertel sicher sind, alles andere ist verbotenes Terrain. Auf der Plaza del Mayo angekommen, war es leider schon zu dunkel, um gute Fotos zu machen, so fuhren wir nach Hause, um Kraefte fuer den naechsten Tag zu sammeln.
Am folgenden Morgen stand erstmal ein Umzug an, wir packten unsere Klamotten und fuhren nach San Isidro, dem Stadtteil, in dem Samol seit ein paar Monaten wohnt und arbeitet. Dort gibt es ein kleines Restaurant, das von Babul, ebenfalls einem Bangladeschi, betrieben wird und hier machten wir es uns gemuetlich.


Wir starteten voll durch und besuchten den Zoo, etwas, was wir seit ein paar Monaten nicht mehr gemacht hatten. Das Wetter war gut, der Zoo war proppenvoll, die Tiere interessant und wir genossen die Stunden dort.


Nachdem der Zoo abgehakt war, steuerten wir das Viertel “Recoleta” an, wieder eine Gegend, die uns sehr begeisterte. Buenos Aires ist wirklich wunderschoen, es ist unsere neue Lieblingsstadt geworden mit den riesigen Hauesern, weiten Plaetzen, elegant gekleideten Leuten und der tollen Musik.



In Recoleta gibt es einen alten Friedhof, der im Stil der franzoesischen Friedhoefe mit Gruften und Mausoleen gebaut ist. Beruehmteste “Bewohnerin” ist Maria Eva Duarte, auch bekannt als “Eva Peron” oder “Evita” (1909 bis 1952), die First Lady von Argentinien und zweite Frau von Praesident Juan Domingo Peron. In Argentinien wird sie entweder vergoettert oder gehasst, sie hat auf jeden Fall eine grosse Rolle in der Geschichte des argentinischen Volkes gespielt.

Zufrieden mit unserem heutigen Tagesprogramm kehrten wir wieder nach Hause zurueck, wo wir uns von Samols fantastischen Kochkuensten verwoehnen und durchfuettern liessen.
Der naechste Tag war ein Sonntag und absolute Prioritaet hatte………der Tango! Der beste Ort in Buenos Aires an einem Sonntag ist das Viertel “San Telmo”. Wir waren frueh auf den Beinen und liessen den Flair des Viertels richtig auf uns wirken. Auf der Strasse reihte sich ein Haendler an den naechsten und wir verbrachten den Vormittag damit, umherzuschlendern.


Im Laufe des Tages bauten sich ueberall Musiker auf und es erklangen Tangoklaenge aus jedem Winkel der Strasse.

Eine faszinierende Vielfalt an Kleinkuenstlern erfreute das Publikum und wir konnten uns gar nicht sattsehen. Schaut selbst auf den Fotos, welche Ideen die Leute hatten.


Besonders angetan hat uns ein Mann, der mit seiner Tanzpartnerin, einer Puppe, auf der Strasse stand und die Touristen aufhielt, die an ihm vorbeigehen wollten. Er hatte eine so tolle Mimik und Gestik, dass wir ihm bestimmt ueber eine Stunde lang zuschauten.

Auf dem zentralen Platz fanden wir schliesslich unser langgesuchtes Objekt der Begierde: ein Taenzerpaar, das den Tango tanzte. Wir bekamen die Taenze samt Erklaerung ueber die Geschichte und Entwicklung des Tango, aber da alles auf Spanisch war, konzentrierten wir uns eher auf die Musik und die Bewegungen. Herrlich, Tango in Buenos Aires!


Wir verbrachten den ganzen Tag in San Telmo, der Ort hat es uns wirklich angetan.
Neben den ganzen touristischen Erkundungen gab es auch einiges Organisatorisches zu tun, wir mussten uns einen englischsprachigen brasilianischen Reisefuehrer kaufen. Was sich sehr einfach anhoert, ist in Buenos Aires eine nervenzehrende Angelegenheit. Da wir unbedingt einen Reisefuehrer von “lonely planet” haben wollten (das sind die besten) klapperten wir einen Buecherladen nach dem anderen ab. Unter anderem entdeckten wir richtige Buchladengeheimnisse, oder wie soll man diesen Buecherladen sonst nennen?


Wenn es denn mal einen lonely planet gab, war er grundsaetzlich auf Spanish oder nicht ueber Brasilien. Stunde um Stunde zogen wir durch die Stadt und suchten dieses Buch, bis das Schicksal ein Einsehen mit uns hatte und uns eine englische Touristin schickte, die uns einen kleinen Laden empfahl, in dem man englische Reiseliteratur kaufen konnte. Wir fanden den Laden, rissen den letzten Brasilienreisefuehrer an uns und machten sogar ein Beweisfoto mit dem wertvollen Stueck. Wir waren echt stolz auf uns, dass wir in dieser 11 Mio Einwohner Stadt den einzigen verfuegbaren englischen lonely planet ueber Brasilien gefunden haben!

Dann war der Tag leider auch schon fast zu ende, fuer die Anstrengungen belohnten wir uns mit einer riesigen Torte, die wir in der Wohnung von Mammun, einem Bangladeshi, bei dem wir damals in Bangaldesh die letzten Stunden vor dem Abflug nach Thailand verbracht hatten, assen.

Mehr torkelnd als laufend schleppten wir uns voellig erschoepft nach Hause, faszinierend, dass Buecherkaufen so anstrengend sein kann.
Wir strebten neuen Zielen entgegen, diesmal stand Montevideo auf dem Plan. Diese Stadt wollten wir an einem Tag besichtigen, so kauften wir Bustickets, um in einer Nacht 10 Stunden hin und in der naechsten Nacht wieder die 10 Stunden zurueck zufahren. Man erreicht die Stadt von Buenos Aires aus auch mit Faehre, die braucht dann nur 3 Stunden in eine Richtung, aber sie ist natuerlich auch teuerer, weshalb wir uns fuer den Bus entschieden, unserem Budget tat´s gut und die Busse waren wirklich sehr komfortabel.

Am fruehen Morgen kamen wir in Monteviedeo, der Hauptstadt von Uruguay, an und liefen los. Ein Geldwechsel nur fuer einen Tag haette sich nicht gelohnt, deshalb waren wir ganz froh, dass der Busbahnhof in der Naehe vom Zentrum war, wir haetten ohne uruguanische Pesos ja kein Taxi bezahlen koennen. Wir liefen und liefen und liefen, im grossen und ganzen neun Stunden lang durch die Strassen. Es war 5°Celcius der Wind fegte durch die Strassen und Montevideo ist nicht wirklich schoen. Es gibt sehr viele grosse Hauese, sehr viele Statuen und sehr viel Wasser drumherum. Am Strand fanden wir ein paar tote Huehner, wir haben keine Ahnung, wie die dort hin gekommen sind. Hier ein paar Impressionen.









Durchgefroren erreichten wir am spaeten Nachmittag den Busterminal und wartete 5 Stunden darauf, dass unser Bus abfuhr. K.o verschliefen wir die ganze Nacht und kamen frisch und munter in Buenos Aires wieder an.

Reisehungrig kauften wir dirket bei unserer Ankunft die naechsten Bustickets, dismal ohne Wiederkehr nach Buenos Aires, es ging weit in den Norden an die Wasserfaelle von Iguazu. Samol reiste zu unserer Freude mit und zu dritt fanden wir in Porto de Iguazu eine schoene kleine Ferienwohnung mit Kueche und Fernseher. Im Supermarkt versorgten wir uns mit Huehnchen, Nudeln und Salat und kochten ein Festessen.

Gesaettigt begaben wir uns auf einen kleinen Stadtspaziergang. Porto de Iguazu, das Dorf in Wasserfallnaehe auf argentinischer Seite, liegt an einem geograpisch hoch interessanten Ort. Drei Laender treffen sich am Zusammenfluss des Rio Iguazu und des Rio Parana: Argentinien, Brasilien und Paraguay. Unser Spaziegang brachte uns an die Stelle, wo durch Steinpyramiden, die in den jeweiligen Flaggenfarben angemalt sind, die verschiedenen Laender angezeitg werden.

Links auf dem bild ist Paraguay, rechts Brasilien und wir stehen auf der argentinischen Seite


 

Den vollen naechsten Tag widmeten wir den eigentlichen Wasserfaellen.

Mit einem Bus ging es zum Eingang des Nationalparkes, wo man die Eintrittsgebuehr zahlt. Im Park selber bewegt man sich mit einer kleinen Bahn und zu Fuss von einem Punkt zum naechsten. Zu allererst fuhren wir mit der Bahn zum noerdlichsten Punkt des Parkes, sodass wir direkt an den riesigen Wasserfaellen standen und beobachten konnten, wie breitgefaechert ein ganzer Fluss 70m in die Tiefe stuerzte. Sehr beeindruckend. Es war gar nicht so einfach, auf Fotos die ganze Wasserkapazitaet darzustellen, weil erstens sehr viele Leute da waren und zweitens die aufsteigende Nebelwand die Sicht erschwerte. Aber schaut selbst, ein erster Eindruck von den Wasserfaellen, die “Garganta do Diabolo” (Teufelsschlucht).


Neben dem Hauptwasserfall gibt es viele kleine Faelle, die man auf diversen Pfaden entdecken kann. Jedesmal, wenn man um eine Ecke bog bzw wenn sich der Wald lichtete, konnte man das Naturspektakel beobachten.




Wir machten unendlich viele Fotos. Sogar ein kleines Inselchen; unmittelbar vor einer Wasserfallwand gelegen, kann man mit einer kleinen Faehre (Fahrzeit 30 Sekunden) besuchen

und sich in der spruehnebelfeinen Wasserfalldusche eine Abkuehlung verschaffen.

Von diesem Punkt aus konnten wir auch die Speedboote beobachten, die mit Touristen vollgepackt in die Naehe des Wasserfalls sausten, sodass die Insassen wie begossene Pudel wieder herauskamen.

Da wir uns wieder in tropischen Gefilden befanden, zeigte sich die Tierwelt von ihrer schoensten Seite. Nasua nasua, der Nasenbaer, suchte das ganze Parkgelaende nach Futter ab und scheute sich auch nicht, Touristen etwas naeher unter die Lupe zu nehmen.



Auch konnten wir unsere ersten suedamerikanischen Affen beobachten, fuer Fotos waren sie leider zu weit weg. Ein Parkbesuch ist nicht komplett, wenn man nicht wenigstens einen der faszinierenden Tukane gesehen hat. Ein Tukanpaerchen tat uns den Gefallen, dekorativ in einem Baum zu sitzen, wo wir sie ausgiebig bestaunen konnten.

Trotz gruendlicher Suche konnten wir leider keine Schlangen entdecken, nur den Hinweis auf diese.

Dafuer folgte ein gewaltiger Schreck fuer Adriane und eine grosse Spinne. Nachdem sie sich gegenseitig erschreckt hatten, wurde die Spinne Foto-Objekt der Touristen.



In Peru haben wir sie gegessen, in Iguazu in freier Wildbahn gesehen: Meerschweinchen! Am Wegesrand sassen sie auf dem Rasen und mampften mehr oder weniger ungestoert vor sich hin.

Das warme Klima ist Lebensraum fuer unzaehlige Schmetterlingsarten, ein Exemplar fiel uns in die Haende und wurde auf Foto festgehalten.

Auch die Ameisen konnten sich sehen lassen. Hochkant selbstaendig laufende Blaetter, also ameiseninterne Daten-Autobahnen der Blattschneideameisen, kreuzten unsere Wege.


Am leichtesten zu beoabchten ist die Vogelwelt mit ihren unzaehligen Spezies, von denen sich einige in Touristennaehe durchaus wohlfuehlen.


Die Zeit an den Wasserfaellen und in Argentinien ging zu Ende, unser naechstes Ziel war das Pantanal in Brasilien.